Passivreisen

Als die Lust zum Reisen unter den Menschen verteilt wurde, war ich gerade kurz um die Ecke. Interrail, Zelten in Portugal, Fliegen nach Griechenland, unzählbare Urlaube in Gegenden mit Gipfeln, nichts davon konnte auch nur irgendeine Saite in mir zum Schwingen bringen. Meer wäre natürlich toll, aber dann bitte direkt vor meiner Haustür, maximal 24 Grad und immer eine laue Brise. Natürlich besteige ich selbst dafür keine Flugzeuge – glücklicherweise macht mich der Zeitgeist wenigstens in dieser Hinsicht zum Mainstream.

Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist daher: Passivreisen. Ich lese für mein Leben gern Reiseführer. Wahrscheinlich ist das eine Analogie zum Kochshowschauen im TV. Ich gebe leidenschaftlich Reiseziele in GoogleMaps ein und mein LieblingsTool ist Streetview. Wie ich letzthin rausbekommen habe, gibt es sogar Leute, die mit einem StreetviewKameraRucksack auf Wanderpfaden umherwandern, und andere, die mit derselben Konstruktion Touristenziele wie z.B. Burgen oder Klöster filmen – schließlich kann man dort schlecht mit einem Auto herumfahren.

Hübsch eingerichtet in meiner schönen Nichtwanderwelt erreicht mich aber dieser Tage ein neues kleines Blog. Von der Schiller Buchhandlung in Stuttgart-Vaihingen. Anders als ich, scheinen die Menschen dort unheimlich gern zu wandern, und – ebenfalls anders als ich – kennen die sich auch direkt in meiner Umgebung erstaunlich gut aus. Was vielleicht an den Wanderkarten und Wanderführern liegen kann, die sie selbstverständlich feilbieten. Jedenfalls haben sie es fertiggebracht, dass ich ernsthaft darüber nachdenke, meine Wanderstiefel (ja, ich habe sowas) aus dem Keller zu holen und mal nachzuprüfen, ob dieses „Gegend“ nicht nur auf den Bildern so schön aussieht.

Mitwandern? Erst mal kucken? Hier: Wandern mit der Schillerbuchhandlung.